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© J. + A. Klumb Juni 2004

Der Affenpinscher

Der Affenpinscher

Winzig klein, frech und furchterregend blickend, Gift und Galle speiend, ist der Affenpinscher.Zudem wirken der drollige Ernst und das belustigende trippelnde Gangwerk so allerliebst, daß diesem kleinsten Hund der Pinscher-Schnauzer-Rassen die Herzen der Beschauer zufliegen. Doch wehe demjenigen, der dessen Frauchen oder Herrchen zu nahe kommt, der es wagen sollte, nach der Handtasche zu greifen, wenn er auf dem Arm sitzt, denn pfeilschnell faßt er zu. Er wird derartig böse und aufbrausend, wenn sich jemand an den Wagen herantraut, daß man sich am besten schleunigst abwendet, um nicht unnötiges Aufsehen zu erregen. Zu Hause weiß er erst recht sein  Reich zu wahren. Wie eine Rakete schießt er auf den “Eindringling” los, sieht er in jedem einen Feind, denn es gibt für ihn nur eine Liebe, das ist Herrchen oder Frauchen.Bei denen fühlt er sich geborgen, liegt ruhig und behäbig bei ihnen. Sobald aber ein Fremder die Klingel drückt, blicken seine schwarzen Glutaugen böse und mißtrauisch aus dem Kranz der buschigen Augenbrauen, und wie von einer Wespe gestochen legt er los, um Recht und Gesetz des Hauses zu wahren. Das sieht alles so todernst aus bei diesem Knirps, daß man lachen muß. Kommt nun doch ein Fremder herein, so schimpft er wild darauf los, bis Herrchen Ruhe gebietet. Vor Wut kriecht er dann unter einen Schrank oder ein anderes Versteck, um von dort seine Schandpredigt zu halten, bis alles wieder in Ordnung ist. Kommen jedoch die Kinder aus der Schule oder Herrchen mit dem Wagen, das weiß er ganz genau, dann kennt seine Freude keine Grenzen.

Wer Sinn für Humor hat und tierlieb ist, greift zum Affenpinscher, dem verkrachten Komödiantengenie unter den Hunden. So fand er Aufnahme in der großen Welt. Ganz besonderen Beifall erhält jedoch die allbekannte Schauspielerin Grete Weiser, die sich ein “Äffchen” auserkoren hat!

Legt man Wert auf ganz besondere Kleinheit oder wer eine kleine Wohnung hat, kaum zum “Umdrehen”, aber doch einen Hund haben will, der braucht den kleinsten aller Zwerge, das “Äffchen”.

Es ordnet sich anspruchslos in die engstgezogenen Schranken dieser Häuslichkeit ein, lebt unbemerkt mit und nimmt doch Anteil an der Gemeinschaft. Gerade in dieser Welt der Genügsamkeit, in den Stätten echter und unbefangener Tierliebe, ist er zu Hause. Ja, er würde seinem kranken oder behinderten Herrchen oder Frauchen “immer” auf dem Schoße liegen, seine Wärme, seine Liebe und Treue geben, nur zwischendurch schnell einmal zum “Klöchen” gehen, um wieder zurück zu klettern in den engsten, vielleicht allergrößten Pflichtenkreis, den ein Hundchen jemals haben kann. Dies ist eine extreme Seite, doch andererseits ist er kein weicher, verzärtelter, frierender Schoßhund, steter Aufmerksamkeit und Pflege bedürftig, sondern ein derber, genügsamer, kleiner Kerl, immer lustig und stimmungsvoll, besonnen, vertraut und verwachsen mit der Familie, ihr vollberechtigtes Mitglied. Ihre Wohnung ist auch seine Wohnung, ja seine Welt, darin er sich in seinem Recht fühlt. Hier duldet er keinen, der da nicht hineingehört.

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Affenpinscher in Vollendung !

Prototyp der Affenpinscher, Weltsieger 56, Ksg., Bsg. 55, PSZ 047

Hahn Gockelmann

Z. u. Bes. H.J. Koßmann

 

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Ein fast erwachsenes Zwerg-Affenpinscher Jungtier kann man gut mitnehmen.

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Vorzüglich veranlagtes Zwergaffenpinsch-Bübchen kann noch auf einer Hand sitzen.

Ipso v. Kulpenheim  ”Man sagt: Ich wäre sooo schön ! “

Beim Spazierengehen trippelt er meist mit drolligem Ernst daher, daß man meint, ein Spielhund wäre aufgezogen. Da sieht man, daß seine ganze kleine Körperlichkeit auf die Gegebenheiten des allerkleinsten Hundes abgestimmt ist. Kurzer stämmiger Rücken, korrekte Beinchen, der typische Kopf mit dem kostbaren Haarschmuck und dem affenähnlichen Ausdruck, dann die Glutaugen, dunkel und mißtrauisch, dazu die zu diesem Teufelchen passende schwarze Haarfarbe, dies sind wohl die Hauptmerkmale unseres Affenpinschers.

Es besteht freilich auch ein Standart, in welchem die Rassekennzeichen bis in alle Einzelheiten festgelegt sind. Nur zu zwei Punkten soll hier Stellung genommen werden, weil diese für den Liebhaber von großer Bedeutung sind, die ist das Haar und die Größe.

Die Behaarung trägt wesentlich zu dem affenartigen Gesamteindruck bei, auf den der Name des Hundes zurückzuführen ist. Sie bildet am Kopf den vornehmsten Schmuck durch die buschigen oder stacheligen Brauen oder eine kranzförmige Einfassung der Augen, den stattlichen Bart, sowie den Schopf zwischen den Ohren auf der Stirn und die Backenbehaarung. Dieses Kopfhaar soll möglichst hart, zumindest strähnig sein, radial vom Kopf abstehen und bedarf ganz besonderer Pflege. Das Haar an allen sonstigen Körperstellen soll stets so hart wie möglich, dicht und struppig abstehend sein und es kann getrimmt werden. Um den rechten Ausdruck hervorzubringen, werden Kopf und Hals nur verputzt, nicht getrimmt, während sonst das Körperhaar durch Trimmen sehr gehoben werden kann. Natürlich muß dafür das Äffchen ein kräftiges Körperchen haben und gut geschlossen sein. Der Ausdruck “möglichst hart und strähnig” ist sinngemäß so aufzufassen, daß das Haar nicht weich oder gar seidig sein soll. Es soll in sich so viel Halt haben, daß es radial abstehen kann. Ist das Haar strähnig und die Bedingung des Abstehens erfüllt, so ist es richtig und je härter das Haar ist, um so besser.

In den Maßgrenzen von 25 bis 30 cm ist die Größe fixiert. Kleinheit ist beim Affenpinscher eine Hauptforderung, doch soll diese nicht zur Armseligkeit des Körpers und der Gliedmaßen werden. Richtige Proportionen und Kürze des Rückens sind sehr wichtig. Früher war die Rückenhöhe auf 26 cm als Höchstmaß festgelegt und erst vor kurzer Zeit die Größe auf 30 cm hochgeschoben, um diser so seltenen Rasse mehr Körperlichkeit zu geben und deren Lebenslicht mehr aufleuchten zu lassen. Die Zucht auf allzu winzige Kleinheit hatte die Lebensfähigkeit sehr gemindert. Der typische, kompakte “Hahn Gockelmann”, ein vorzügliches Zuchtprodukt unseres H.J. Koßmann, Bielefeld, wurde Prototyp der Rasse und unser Wunsch ist, daß künftig alle Affenpinscher die Qualität dieses bisher einmalig schönen Rüden erreichen mögen.

Der Affenpinscher stammt aus dem vorkynologischen Rassebrei und sicher aus dem gleichen Urmaterial wie unsere Zwergschnauzer. Beide Rassen wurden früher in einer Klasse gerichtet, bis der Pinscher-Schnauzerklub, bzw. dessen Vorläufer, ihn in seinen Schutz nahm. Auf der Rassehunde-Ausstellung 1888 in Frankfurt a. M. ist dieses cholerische Hündchen zum ersten Male als Affenpinscher ausgestellt worden. Aber erst der PSK hat für ihn und den Zwergschnauzer Rassestandards aufgestellt und beide damit in die Richtung gebracht, die uns heute so sehr erfreut. Die Rückbildung der Kiefer hat sich bis zu dem affenähnlichen Gesichtsausdruck vollzogen, was beim belgischen Griffon, beim Boxer und beim Bulldog bis zum Mopsgesicht mit flacher Nase gesteigert worden ist. Der Affenpinscher soll jedoch noch ein kleines Schnäuzchen haben und keine platte Mopsnase. Der Abstand zwischen den Augen soll dem Abstand vom Auge bis zur Nasenspitze entsprechen, also ein gleichseitiges Dreieck bilden. Dabei soll der Unterkiefer möglichst mit gutem Schluß vorbeißen. Dies ist der sogenannte alte , echte Typ, den zu wahren unsere hochverehrten Pioniere, insbesondere unser Georg Nussbaumer, München, ein Leben lang gepredigt haben. So hat München recht oft den Hauptteil an der Zucht und Gestaltung genommen, wenn die Äffchen auch immer über ganz Deutschland verbreitet gezüchtet wurden.

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Ksg., Bsg. Jsg., Int. Deutsch.-, Tschesch. Champion,     Siegerin der Weltausstellung Brünn, Siegerin Wien

Ulla v. d. alten Veste

Z. u. Bes. Hermann Gellweiler

Wichtig erscheint mir ein Auszug aus einem Aufsatz, den H.J. Koßmann geschrieben hat: “Im Affenpinscher haben wir eine Rasse vor uns, die ungemein drahtig, gescheit, bezaubernd frech, den modernen Neigungen zum Grotesken entgegenkommend, wachsam und von rührender Anhänglichkeit ist ... Das Äffchen stellt an die Züchter keine leichte Aufgabe. Auf dem Wege äußerlicher Formzucht alleine ist hier nicht viel zu erreichen. Form und Charakter bestimmen erst den typischen Ausdruck, der als oberstes Zuchtziel gewahrt werden muß. Wer den Affenpinscher züchten will, muß ihn in der ganzen köstlichen Eigenart seines inneren Wesens und seiner typischen Gesamterscheinung verstehen und die Feinheiten selbst herausfinden, für die die amtlichen Rassekennzeichen nur eine Anleitung sein Können”.                                                                                       Deutlich kommt durch diese Sätze eines Experten der Affenpinscher zum Ausdruck, daß selbst bei unserer allerkleinsten Rasse dem Wesen ein sehr breiter Raum gewidmet werden muß.

Nur so ist das Vermächtnis aus alter Zeit zu erhalten. Die Zucht ist deshalb dornenvoll und schwer, aber im höchsten Maße reizvoll. Wer jedoch Hunde nach diesen Grundsätzen züchtet, wird auch den Lohn für alle Mühe bekommen. 

Quelle:  Buchreihe FREUND HUND -- Schnauzer und Pinscher  --  1970

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© J. + A. Klumb Oktober 2004